Törnbericht IJsselmeer 03.06. - 07.06.2015

Eine interaktive Karte des Törn (zoom- und schiebbar mit klickbaren Details) findet man hier.

Die Vorgeschichte

Nachdem ich mit dem Sportküstenschifferschein und den Funkscheinen UBI und SRC alle notwendigen Voraussetzungen erfüllte, um selber eine Yacht chartern zu können kam seitens des Freundeskreises die Frage auf, ob es nicht möglich wäre, mal einen gemeinsamen Törn auf einer gecharterten Yacht zu unternehmen. Es war für mich sehr schnell klar, dass es sich um eine Segelyacht handeln würde, als Zeitrahmen hatte ich ein langes Wochenende vorgesehen und als Fahrgebiet würde sich wegen der praktischen Anreise, dem übersichtlichen Revier und der zahlreichen Häfen das IJsselmeer anbieten. Durch einen Arbeitskollegen wurde ich auf den Vercharterer Thinius Yachtcharter in Lemmer aufmerksam, die Anreise dorthin ist günstig, die Preise ebenfalls, so dass ich dort eine Bavaria 36 mit 6 Schlafplätzen buchte. Mit Dirk, Markus, Udo, Volker und mir sollte das Schiff letztendlich mit 5 Personen besetzt sein. Da Dirk ebenfalls eine SKS-Ausbildung hat erklärte er sich bereit, als Co-Skipper neben mir als Skipper zur Verfügung zu stehen.

Der Törn

Mittwoch 03.06.2015

Gegen 16:00 Uhr trafen sich Udo und Dirk bei mir um anschließend von Markus im VW-Bus abgeholt zu werden. Unterwegs sammelten wir noch Volker ein und hinein ging es in den Stau Richtung Lemmer. Wegen dem langen Wochenende standen wir zunächst in Köln und Oberhausen, danach ging es besser so dass wir um 20:20 Uhr in Lemmer eintrafen. Ich hatte von unterwegs bereits mit der Charterbasisleitung abgesprochen, dass wir wohl erst gegen 21:00 Uhr in Lemmer sein werden. Uns wurde mitgeteilt, dass wir anstatt der gebuchten Bavaria 36 „Highcard“ die Varianta 37 „Xclusive“ bekommen würden und man das Schiff für uns offen lässt, so dass wir schon dort schlafen können (wie vorher schon mit der deutschen Thinius-Vertretung abgesprochen). Zunächst deckten wir uns im Supermarkt in Lemmer noch mit allem Notwendigen ein, danach begaben wir uns zu unserem Schiff. Nach dem Verteilen der Kojen (Dirk und ich in der Bugkabine, Udo Steuerbord, Markus Backbord, Volker auf eigenem Wunsch im Salon) gingen wir in die Stadt, zunächst ein Bier trinken, danach noch nach Mitternacht zu einer sehr guten Dönerbude. Um 01:00 Uhr waren wir wieder auf dem Schiff und legten uns in die Kojen.

Donnerstag 04.06.2015

Nachdem wir um 07:30 Uhr aufgestanden sind gab es Frühstück, danach führten Dirk und ich die restliche Crew in die Sicherheitseinrichtungen und Ausstattungen des Schiffs sowie die allgemeinen Sicherheitsvorschriften ein. Anschließend erfolgte die offizielle Schiffsübergabe durch den Vercharterer. Dabei offenbarte sich, dass das Schiff über kein Radio/CD verfügt und kein Bugstrahlruder hat. Zunächst gab es auch noch Probleme mit dem Kühlschrank und der elektronischen Navigation sowie der Windanzeige. Nachdem diese Probleme gelöst waren konnten wir um 11:40 ablegen und bei schwachem Wind unter Segel und zeitweise unter Motor nach Enkhuizen fahren. Dabei wehte während der Motorfahrt Markus' Mütze ins Wasser, so dass wir direkt ein Rettungsmanöver unter Motor fahren konnten, was wir jedoch wegen der versinkenden Mütze mehrfach wiederholen mussten, da sich die Mütze mehrmals nach dem Aufstoppen unter dem Boot befand.

Der Compagnieshaven in Enkhuizen zeigte sich sehr gut organisiert. Die einfahrenden Schiffe fuhren hintereinander am Meldesteiger vorbei, wo der jeweilige Liegeplatz vom Hafenmeister in Vorbeifahrt zugerufen wurde. Dann wende man und fuhr durch die Hauptgasse zurück bis zum Liegeplatz. Ich hatte meine Crew bereits darauf hingewiesen, genau auf die Platznummer des Hafenmeisters zu achten, was dann doch zu einer komischer Situation führte:

Hafenmeister: „Goededag“ (Guten Tag)

Wir: „108?“

Hafenmeister: „Was ist 108?“

Wir: „Entschuldigung, falsch verstanden...“

Hafenmeister: „Platz Uniform 1, Super Platz.“ (nur leider direkt an der Hafeneinfahrt, so dass wir sehr lange Wege hatten)

Wir: „Danke.“

Das Anlegen in der zugewiesenen Box um 17:30 bereitete keine Probleme. Beim Reinigen des Schiffs haben wir dann erst mal die Pütz im Hafenbecken versenkt, da die Befestigungsleine gerissen ist. In Hindeloopen haben wir dann einen neuen Eimer besorgt. An unserem ersten Seetag legten wir 18,6 sm zurück. Nach dem obligatorischen Anlegerbier (und dem von uns eingeführten Stromanschluss-Bier) (Strom 1,00 EUR am Automaten, wir mussten morgens noch 1,00 EUR nachwerfen) ging es im sehr sauberen Sanitärgebäude duschen (1,00 EUR für 8 Minuten) und danach in die Stadt. Zu essen gab es Spare Ribs mit Fritten und Salat und Bier, später noch Ramazzotti auf dem Schiff bis wir um 00:30 in die Kojen verschwanden.

Das Himmel war blau bei 24°C und 1 – 2 Bft Wind.

Freitag 05.06.2015

Um 07:45 hieß es Aufstehen, nach dem Frühstück legten wir um 09:45 ab. Unser Weg führte uns mit einem Umweg quer über das IJsselmeer nach Medemblik. Der Wind blies mit 3 – 4 Bft, zwischenzeitlich schlief er jedoch auch mal ein, so dass wir teilweise das Eisensegel bemühen mussten um nicht bei 30°C und Flaute herum zu dümpeln. Bei wenig Wind wurde unser Boot von hunderten Eintagsfliegen heimgesucht, die überall herumkrabbelten und nach einiger Zeit doch ziemlich nervten. Nach 23,4 sm legten wir um 16:30 in Medemblik im Middenhaven an, der jedoch wegen einer Regatta schon recht gut gefüllt war. Wir lagen uns als zweiter ins Päckchen, nachdem gerade ein Tagesgast dort ablegte, später schlossen sich noch zwei weitere Schiffe unserem Päckchen an. Der Landstrom ist dort kostenlos, die Duschen kosten 1,00 EUR für 5 Minuten. An- und Ablegen wurden von Markus durchgeführt und verliefen völlig problemlos. Nach den üblichen Bieren ging es zum Einkaufen in den Ort, danach war duschen angesagt. Nun setzte ein Gewitter ein (zum Glück nur mit leichtem Regen) und wir begaben und schnell zum portugiesischen Restaurant „Costas“. Hier gab es tollen Stockfisch mit Kartoffeln und Gemüse für einen angemessenen Preis. Auch drei Flaschen Rotwein genehmigten wir uns, bevor wir wieder das Schiff aufsuchten und den Tag bei Bier und dem restlichen Ramazzotti ausklingen ließen und um 01:00 Uhr die Kojen aufsuchten.

Das Wetter war sonnig mit wenigen Wolken und schwül, Abends Gewitter bei 30°C. Der Wind hatte 3 – 4 Bft, zwischenzeitlich gab es aber auch eine Flaute.

Samstag 06.06.2015

Nachdem wir um 08:15 alle die Kojen verlassen hatten und gefrühstückt hatten, konnten wir um 10:10 ablegen, nachdem wir unsere zwei Nachbarschiffe auf unsere Pläne aufmerksam gemacht hatten. Das ganz außen liegende Schiff wollte eigentlich noch eine Stunde bleiben und sich in Ruhe den Ort ansehen, man hatte dann aber doch ein Einsehen und hat uns und unser Nachbarschiff entlassen. Der Wind hatte deutlich aufgefrischt und blies mit 4 – 5 Bft aus West. Wir fuhren ohne Reff, obwohl man dies im Sinne eines effektiven Vortriebs und im Hinblick auf den Komfort der Crew durchaus hätte durchführen können. Die Krängung betrug bis zu 30° und wir erreichten eine maximale Geschwindigkeit von bis zu 9,0 kn. Beim Einholen der Segel verklemmte sich das Rollfock, wir konnten es aber schließlich doch einholen. An diesem Tag legten wir 35,1 sm zurück.

Das Anlegen in Hindeloopen gestaltete sich wegen dem kräftigen Westwind schwierig, da im Hafen zahlreiche Schiffe kreuzten, der Hafenmeister nicht besonders gut organisiert in der Zuweisung der Liegeplätze im Gemeindehafen war und der Wind uns im Hafen stark vertrieb.

Wir legten im Päckchen an 3. Stelle von 5 an, der Hafen war sehr voll. Nach den obligatorischen Bieren gingen wir in den Ort wo wir schließlich Pizza aßen, anschließend noch durch den Yachthafen schlenderten um zum Schluss noch ein paar Bier auf dem Schiff zu genießen. Um 22:30 lagen wir schließlich alle in den Kojen.

Das Wetter war sonnig bei 15°C und 4 – 5 Bft Wind.

Sonntag 07.06.2015

Heute waren wieder um 08:15 alle wach, nach dem Frühstück (einige waren auch noch duschen) legten wir um 10:20 ab und segelten bei gutem Wind noch einmal quer über das Ijsselmeer bis kurz vor Enkhuizen um dann nach Lemmer abzudrehen. Nach 34,4 sm machten wir uns bereit zum Anleger, der sich wegen Seitenwind auch hier als nicht ganz einfach herausstellte.

Nun hieß es Sachen packen und verladen, das Boot zurückgeben und um 17:30 ging es los Richtung Heimat. Nach etwas Stau in Oberhausen und Leverkusen und nachdem wir Volker nach Hause gebracht hatten, war ich um 21:10 daheim.

Das Wetter war sonnig bei 16°C und 4 Bft Wind.

Noch ein paar Worte zum Schiff

Bei der gefahrenen Varianta 37 handelt es sich im Vergleich zur gebuchten Bavaria 36 um ein einfacher ausgestattetes Schiff. Im Salon gab es anstatt Schränken Hängeablagen aus Stoff, die Innentüren hatten keine Feststeller, es gab nur 2 Steckdosen und eine 12 V-Steckdose an Bord und das Schiff verfügte nicht über Radio/CD.

Auch ein Bugstrahlruder war nicht Bestandteil des Schiffs (das hätte bei den Hafenmanövern geholfen), dafür war das Schiff sehr schnell.

Vor dem Mast befand sich die Durchführung der Elektrokabel, an der sich die Backbord-Vorschot häufiger verhakte. Die Kabel wiesen hier offensichtlich schon erste Beschädigungen auf und waren mit Isolierband umwickelt.

Ein Negativpunkt war die elektronische Navigation im Kartenplotter im Cockpit. Hier wurde nur eine Basiskarte mit den Gewässerumrissen ohne jegliche Betonnung, Wassertiefe und Ähnliches angezeigt. Selbst Orte wie Stavoren und Hindeloopen wurden nicht dargestellt und mussten am (groben) Küstenverlauf geschätzt werden. Die einzige sinnvolle Anwendung des Kartenplotters war es, das Ziel zu Markieren und so die Luftliniendistanz ablesen zu können. Vielleicht konnte man auch irgendwo im Menü eine richtige Seekarte aktivieren, wir haben aber keine entsprechende Einstellung gefunden und auf „Experimente“ verzichtet. Für die eigentliche Navigation musste auf die vorhandene Papierkarte zurückgegriffen werden, um eine sichere Navigation gewährleisten zu können.

Schlusswort

Allen Beteiligten hat der Törn Spaß gemacht und den unerfahrenen Crewmitgliedern einen interessanten Einblick in das Segeln gegeben. Jeder Teilnehmer war in die Manöver eingebunden, jeder hat zeitweise die Position des Steuermanns ausgefüllt und konnte so ein Gefühl für das Boot gewinnen.

Tagsüber wurde kein Alkohol getrunken um die Handlungsfähigkeit der gesamten Crew sicherzustellen, es gab keine Probleme mit Seekrankheit, auch wenn sich zeitweise bei einigen Mitgliedern erste Anzeichen zeigten.

Es wurde der Wunsch geäußert, nächstes Jahr wieder einen gemeinsamen Törn durchzuführen, die Details werden wir rechtzeitig absprechen.

Teilnehmer

Harald Theuner (Skipper)

Dirk (Co-Skipper)

Markus

Udo

Volker


send comments to: Harald Theuner